Häufig fällen Regierungen, Gruppen oder Individuen Entscheidungen, die auf Überzeugungen, Annahmen oder Fehlinformationen und nicht auf Fakten basieren. Diese Fehlkalkulationen sind mitunter religiös gefärbt, da sie nicht selten mit Lehren der Kirche in Verbindung stehen. In anderen Fällen werden diese Entscheidungen auf angebliche medizinische Gründe zurückgeführt. Und manchmal liegt ihnen der Glaube zugrunde, sie dienten dem öffentlichen Wohlergehen. Solche Entscheidungen können auf politischen Zielen ebenso wie auf persönlichen Vorurteilen basieren. Wenn sie nur wenige Personen betreffen und keine weitreichenden Konsequenzen auftreten, werden sie vielleicht nicht bemerkt. Wenn in diese Entscheidungen jedoch Regierungsinstitutionen verwickelt sind, dann können sie mit einem hohen sozialen und moralischen Preis verbunden sein.

Dieser Essay behandelt aus Sicht der heutigen Sexualwissenschaften vier Beispiele, wie medizinische, soziale und politische Praktiken im Umgang mit Sexualität ineinander greifen und komplexe soziale ›Experimente‹ darstellen können: Die Geschlechts(neu)bestimmung durch chirurgische Eingriffe, die Bandbreite von Geschlechterrollen und -wechseln, die Diskussion um die Zensur von Pornographie und Sexualerziehung, die nur Abstinenz empfiehlt.

1. Geschlechts(Neu)bestimmung und chirurgische Eingriffe

Entgegen dem weit verbreiteten Eindruck, dass Menschen nur in zwei ›Sorten‹, als männlich oder weiblich, geboren werden, steht die Tatsache, dass auf mehr als eine in hundert Geburten ein Zwitter-Kind kommt (Blackless u.a. 2000). Hierunter fallen Individuen, die mit externen Genitalien geboren werden, die in Bezug auf das Geschlecht zweideutig sind (in einem von 2.000-4.000 Fällen), Menschen mit einer atypischen Kombination männlicher und weiblicher Chromosomen (wie etwa XXY, oder XXXYY etc.) oder Personen, die Gonaden oder andere innere Organe haben, die sowohl für ›Männer‹ als auch für ›Frauen‹ kennzeichnend sind.

Da sexuelle und damit verbundene Belange für gewöhnlich privat gehalten werden, wird über solche nicht außergewöhnlichen Befunde selten außerhalb eines medizinischen oder biologischen Zusammenhangs gesprochen. Ärzte, die Kinder mit Zwitter-Merkmalen behandeln und ihre Eltern beraten, befinden sich oft in einer schwierigen Entscheidungssituation: Was wäre das Beste für ein solches Kind und wie sollte mit derartigen Fällen umgegangen werden? Sollten die zweideutigen Genitalien chirurgisch so umgeformt werden, dass sie typisch männlich oder typisch weiblich aussehen? Aufgrund welcher Kriterien sollten derartige Kinder zu Jungen oder Mädchen erklärt werden? Oder reicht es aus, Kinder und ihre Eltern einfach nur über die Situation zu informieren und allgemein zu beraten?

Ausgehend von frühen Fallstudien zu Personen mit differenter Geschlechtsentwicklung (differences of sex development, DSD) bis Mitte der fünfziger Jahre propagierte der amerikanische Psychologe John Money die Idee, dass Menschen bei ihrer Geburt psychosexuell neutral seien und es keine Rolle spiele, ob derartige Kleinkinder als Jungen oder Mädchen erzogen würden. Um dennoch ein Geschlecht ›festzulegen‹, empfahl er drei Praktiken: 1. Die zweideutigen Genitalien sollten durch chirurgische Eingriffe normalisiert werden. 2. Dem Kind sollte von der ursprünglichen Zweideutigkeit oder dem anschließenden chirurgischen Eingriff nichts gesagt werden. 3. Das Kind sollte konsequent, ohne jeden Zweifel an seinem richtigen Geschlecht, erzogen werden. Und da es chirurgisch einfacher war, weiblich aussehende Genitalien zu formen als einen funktionierenden männlichen Penis und Hodensack, wurden viele männliche Kleinkinder sexuell als Mädchen neu bestimmt. Solange diese Kleinkinder richtig erzogen würden, so die Prognose, würden sie sich zu ›typischen‹ Männern und Frauen entwickeln (Diamond 1999; Money/Ehrhardt 1972). Wohlmeinende Ärzte unterstützten sogenannte ›normalisierende‹ Operationen der betroffenen Kinder, obgleich es keinerlei Belege für deren Erfolg gab, weil man befürchtete, dass Kinder mit uneindeutigen oder verstümmelten Geschlechtsorganen soziale Nachteile erleiden würden.

Da sie sich hinsichtlich der Geschlechtsrollenidentität auf das Primat der Erziehung verließen, rieten Ärzte Eltern, ihre intersexuellen Kleinkinder chirurgisch zu verändern und das Kind dann auf eine Art zu erziehen, die in Einklang stand mit den chirurgisch veränderten Genitalien des Kindes, ohne die Geschlechtsrollenidentität zu beachten, die sich möglicherweise natürlich entwickelt hätte. Der gleiche Rat wurde gegeben, wenn der Penis eines männlichen Kleinkindes durch einen Unfall schwer verstümmelt oder als äußerst klein angesehen wurde. Klinikärzte versicherten Eltern, dass das chirurgische Potential für normal-aussehende (für gewöhnlich weibliche) Genitalien die Geschlechtsrolle des Kindes bestimmen sollte. Jedwede angeborene Neigung des Kindes könne hin zu einer bestimmten Geschlechterrolle durch sorgfältige Erziehung geändert werden. Dieser Rat wird auch heute noch oft gegeben (Rivkees 2006).

Trotz mangelnder medizinischer Fachliteratur in den 1960er und 1970er Jahren, die dieses Vorgehen hätte stützen können, wurde für derartige Behandlungen geworben. 1972 wurde der medizinischen Fachwelt ein Bericht präsentiert, der zu bekräftigen schien, dass die männliche Geschlechtsrolle eines Kindes durch Sozialisation erfolgreich in die eines Mädchens geändert werden konnte (Money/Ehrhardt 1972). Ich habe diesen Fall den John/Joan-Fall genannt. Im Mittelpunkt dieser Geschichte standen monozygotische Zwillinge. Im Alter von sieben Monaten wurden sie zur Beschneidung geschickt und der Penis eines der Zwillinge verbrannte aufgrund eines Unfalls. Den verzweifelten Eltern wurde erklärt, dass das Leben ihres Sohnes ohne Penis unerträglich sein würde und dass er deshalb als Mädchen aufgezogen werden sollte und diesbezüglich ein zufriedenstellender Verlauf zu erwarten sei (Colapinto 2000). Die Eltern nahmen den Rat an und die Geschlechtsumwandlung – so wurde berichtet – verlief erfolgreich (Money 1975).

Dies schien den Glauben, man könne das Geschlecht eines solchen Kindes neu festlegen, weiter zu fundieren, und Klinikärzte argumentierten, dass eine entsprechende Behandlung für zahlreiche Individuen, deren Genitalien zweideutig waren, angemessen wäre. Wir wissen heute, dass auf der ganzen Welt bis in die späten 1990erJahre und selbst bis heute viele tausend Menschen eine Kombinationstherapie für Zwitter oder für Männer mit traumatisierten Genitalien erhalten haben – allerdings ohne adäquate Nachfolgeuntersuchungen.

Die Dinge änderten sich 1997, als wir den John/Joan-Fall weiterverfolgten (Diamond/Sigmundson 1997a). Anstatt die ursprüngliche Behauptung zu stützen, dass die Geschlechtsrolle eines Jungen erfolgreich in diejenige eines Mädchens umdefiniert werden könnte, dokumentiert unsere Analyse genau das Gegenteil. Im Alter von 14 Jahren entschied sich Joan (tatsächlich David Reimer) selbst dazu, als Junge zu leben, obwohl sie als Mädchen großgezogen wurde und sich einer psychiatrischen Beratung und einer Östrogenbehandlung unterzogen hatte, um ihre weibliche Identität zu verstärken. Er hatte die ursprüngliche Neubestimmung seiner Geschlechtsrolle nie akzeptiert.2 Auch über andere Fälle, in denen die Neubestimmung des Geschlechts von den Zwitter-Kindern selbst abgelehnt wurde, wurde berichtet (Ghabrial/Girgis 1962; Reiner 1996).

Das neue Belegmaterial jenes John/Joan-Falles schien anzudeuten, dass Menschen bei ihrer Geburt nicht psychosexuell neutral, sondern vielmehr psychosexuell in eine Richtung prädisponiert sind. Der Glaube, dass die sexuelle Identität jedes einzelnen einfach durch die Erziehung modifiziert werden könnte, verlor an Halt und eine dramatische Verschiebung in der Art und Weise, wie über den Umgang mit Intersexualität nachgedacht wurde, bekam Aufwind (Diamond/Sigmundson 1997b).

Auf dem landesweiten Treffen der amerikanischen Vereinigung der Kinderärzte, der American Association of Pediatrics (AAP), wurden drei Empfehlungen ausgesprochen, die berücksichtigen, dass die bisherigen Behandlungsstandards für den Umgang mit Intersexualität auf wackligen Füssen standen (Diamond 1999; Kipnis/Diamond 1998).

Empfehlung 1

»Es sollte ein allgemeines Moratorium im Hinblick auf eine Geschlechtszuweisung durch chirurgische Eingriffe geben, solange sie nicht mit der Zustimmung des Patienten erfolgt.«

Aus dieser Empfehlung folgt nicht, dass derartige chirurgische Eingriffe keine Anwendung finden können; es gibt jedoch keinerlei Beweise, dass sie nützlich sind. Die Erfordernis derartiger Eingriffe basiert auf Anekdoten und einigen Fallstudien, nicht aber auf einer faktenbasierten Medizin. Solange es keine Beweise gibt, die diese Praxis stützten, und derartige Beweise immer noch schwierig zu liefern sind, schien die goldene Regel der Medizin »Primum nil nocere« (vor allem nicht zu schaden) angebracht.

Empfehlung 2

»Dieses Moratorium sollte nicht aufgehoben werden, bevor nicht vollständige und allumfassende retrospektive Studien durchgeführt worden sind und Belege vorliegen, die die positiven Folgen vergangener Eingriffe aufzeigen.«

Weil es zu den alten Protokollen keine Langzeitfolgestudien gab, mussten Beweise gesammelt werden, um die Praktiken zu rechtfertigen. Da über die Jahre so viele Eingriffe vorgenommen wurden, konnte man zumindest die Unterlagen jener Ärzte und Chirurgen, die noch aktiv waren, untersuchen. Auch wenn zukünftige Studien zu dem Schluss kämen, dass solche Operationen und Behandlungsmethoden angemessen wären; so schuf das Fehlen von Beweisen große Unsicherheit im Hinblick auf lebenswichtige Aspekte, den der Preis für unratsame chirurgische Eingriffe und Neubestimmungen des Geschlechts kann hoch sein.

Empfehlung 3

»Es ist dafür Sorge zu tragen, die Folgen vergangener ärztlicher Täuschung und Geheimhaltung ungeschehen zu machen.«

Oftmals hatten Eltern und Ärzte dem Kind bestimmte Aspekte des chirurgischen Eingriffs und der Behandlung verschwiegen; heranwachsende Kinder wurden von Entscheidungen, welche die medizinische Behandlung betrafen, ausgeschlossen. Zudem lernt der Patient/die Patientin, dass er/sie seit frühester Kindheit von den Menschen getäuscht wurde, die am vertrauenswürdigsten hätten sein sollen – Eltern und Ärzten. All dies kann schweren psychischen Schaden anrichten.

Eine Reaktion auf meine Veröffentlichung zum John/Joan Fall und ihrer Präsentation vor der American Academy of Pediatrics war die Forderung nach einer Konferenz, um die Implikationen der verfassten Empfehlungen zu diskutieren. Auf dieser Konferenz im Frühjahr 1999 in Dallas/Texas (Zderic u.a. 2002) wurden drei Punkte hervorgehoben: erstens die Notwendigkeit weiterer Langzeitstudien und zweitens, dass Patienten so früh wie möglich über ihren Zustand informiert werden sollten. Als dritter Punkt wurde das Gehirn als sexuelles Organ anerkannt, da »es nicht immer möglich ist, vorherzusagen, ob Erwachsene mit ihrer Geschlechtsrolle 20 oder 30 Jahre, nachdem in den ersten Lebenstagen eine kritische Entscheidung getroffen wurde, glücklich sein werden, weil das menschliche Gehirn sexuell dimorph ist« (Zderic u.a. 2002). Ein Moratorium im Hinblick auf chirurgische Eingriffe bei Kleinkindern wurde hingegen als unrealistisch eingestuft, vor allem weil – so die Hypothese – es von Eltern nicht akzeptiert werden würde (Glassberg 1999).

Seither hat sich die Situation jedoch geändert. Intersexualität wird nicht länger als gestörte oder fehlerhafte Entwicklung, sondern mehr und mehr als eine ›Spielart‹ des Lebens (im Sinne der o.g. differenten Geschlechtsentwicklung, DSD) betrachtet. So haben sich seit 1998 die Pflegerichtlinien für Patienten mit Intersexualität deutlich geändert. Im Jahr 2000 änderte die American Academy of Pediatrics angesichts der neuen Beweislage ihre Richtlinien (Pediatrics 2000). Chirurgen modifizierten ihre Richtlinien für Zwitter-Kinder (Rangecroft u.a. 2001). In diesen neuen Richtlinien wurden einige Zugeständnisse an die drei Empfehlungen gemacht. Aber weder die eine noch die andere Gruppe akzeptierte ein Moratorium. Sie ermutigten aber dazu, bei der Empfehlung zu einer Geschlechtsumwandlung mehr Vorsicht walten zu lassen, forderten neue Untersuchungen und empfahlen mehr Offenheit und Ehrlichkeit beim Umgang mit Patienten und ihren Familien.

1998 beschloss das oberste Gericht von Kolumbien, dass Neubestimmungen des Geschlechts nicht länger legal seien. Es hieß, das Gericht verfolge das Ziel, »Eltern zu zwingen, die Interessen des Kindes über ihre eigenen Ängste und Sorgen um sexuelle Ambiguität zu stellen« (Greenberg/Chase 1998). Die kolumbianische Verfassung garantiert jedem Menschen die freie Entwicklung seiner Persönlichkeit, was das Recht, seine eigene sexuelle Identität zu bestimmen, impliziert.

Zunehmend verzichten Ärzte, die früher männlichen Kindern, die den Penis verloren hatten oder mit einem Mikropenis geboren wurden, ein neues Geschlecht zugewiesen hatten, auf solche Eingriffe und räumen dem heranwachsenden Jungen ein Mitspracherecht darüber ein. Auch Chirurgen neigen inzwischen seltener dazu, bei einem Mädchen mit dem als ›Congenitaler Adrenaler Hyperplasie (CAH)‹ bekanntem Zwitter-Symptom die vergrößerte Klitoris zu verkleinern. Viele andere Ärzte untersuchen kritisch alte und neue Studien zur Behandlung von Intersexualität, um die bestmögliche Behandlung anbieten Zu können, und medizinethische Experten werden mehr und mehr in die Entwicklung von Lösungen einbezogen (z. B. Systma 2006; Kipnis/Diamond 1998). All dies stellt einen entscheidenden Schritt nach vorn dar.

Schlussfolgerung

Die konventionellen Bemühungen, Menschen mit zweigeschlechtlichen Merkmalen zu helfen, waren wohlgemeint, aber fehlgeleitet. Heutzutage weiß man mit Sicherheit, dass sich menschliches Verhalten nicht so einfach manipulieren lässt, und dass das grundlegende und natürliche Wesen eines Menschen nicht einfach durch intensive Sozialisation, Verabreichung von Hormonen, Psychiatrie oder chirurgische Eingriffe geändert werden kann. Da es um fundamentale Interessen des Kindes geht, sollte es selbst bei allen Entscheidungen über einen derart wichtigen Aspekt seines Lebens berücksichtigt werden. Hier sollte die Vorstellungen der Eltern oder der Ärzte, wie immer gut gemeint sie sein mögen, hinter die Bedürfnisse der betroffenen Zwitterkinder zurücktreten.

2. Zur Kontrolle über die Bandbreite von Geschlechterrollen

In westlichen Gesellschaften herrscht üblicherweise die Denkweise vor, dass männliche Kinder als Jungen leben sollten, die sich zu Männern entwickeln, und weibliche Kinder als Mädchen leben sollten, die sich zu Frauen entwickeln. In dieser Diskussion werden ›männlich‹ und ›weiblich‹ als biologische Begrifflichkeiten behandelt, welche die bei den üblichen Geschlechter repräsentieren, während Begriffe wie Junge und Mädchen sowie Mann und Frau als sozio-kulturelle Beschreibungen verstanden werden (Diamond 2002). Allerdings ist das Leben in Geschlechterrollen nicht ganz so einfach gestrickt: so treffen einige, biologisch scheinbar intakte männliche Wesen die Wahl, als Mädchen bzw. Frauen zu leben, und umgekehrt kann es vorkommen, dass einige biologisch intakte weibliche Wesen als Jungen und später als Männer leben wollen.

Die Gründe für solche Vorkommnisse werden kontrovers diskutiert, aber immer mehr spricht dafür, dass es eine biologische Basis für derartige Erscheinungen gibt (Gires 2006). Ländervergleichende Studien haben gezeigt, dass in vielen Gesellschaften unterschiedliche Formen des Wandels der traditionellen Geschlechterrollen akzeptiert wurden (Ford/Beach 1951). Diese Beispiele für ein Verwischen traditioneller Geschlechterrollen reichen von den indischen Hijras über die Berdachen der amerikanischen Indianer bis hin zu den Mahu und Fa'afafini Ozeaniens. Im industrialisierten Westen reicht das Spektrum von Transsexuellen am einen Ende bis hin zu Cross-Dressern, Drag Queens und Drag Kings am anderen Ende und all jenen, die androgyn sind.

In der westlichen Öffentlichkeit wurde Transsexualität zum ersten Mal im Zusammenhang mit der Geschlechtsumwandlung von Christine Jorgenson 1953 wahrgenommen (Jorgensen 1968). Als Reaktion auf Berichte über diesen Eingriff erhielt der Chirurg mehr als 460 schriftliche Anträge für ähnliche Operationen (Hamberger 1953).

Ein zwölf Jahre alter Junge gilt heute als der weltweit jüngste Patient, der seine Ärzte davon überzeugen konnte, dass er den Rest seines Lebens als Mädchen verbringen wollte. Dieser Junge aus Wien – ursprünglich mit dem Namen Tim, aber jetzt bekannt als Kim – hat in Vorbereitung auf die Operation, die seine Geschlechtsumwandlung vollenden wird, bereits mit der Hormonbehandlung begonnen (Cohen-Kettenis/Pfäfflin 2003). Kirn wurde von Ärzten und Psychiatern als transsexuell diagnostiziert. Die Therapie bestand darin, die männliche Pubertät mit einer Reihe starker Hormonspritzen künstlich aufzuhalten, bevor weibliche Hormone verabreicht werden, um die Entwicklung von Geschlechtsmerkmalen wie Brüsten zu initiieren.

Vierzehn Jahre alt, amtlich als weiblich eingetragen, sieht Kim aus wie ein typisches Mädchen in ihrem Alter. Sie trägt gerne modische Kleidung, hat lange blonde Haare und blaue Augen und träumt davon, nach Paris zu ziehen, um Modedesignerin zu werden. Ihre Eltern haben sich letztendlich daran gewöhnt, sie als Mädchen anzusehen. Sie sagen, dass Kim früher gerne mit Barbiepuppen gespielt, gerne Kleider getragen und seit dem dritten Lebensjahr darauf bestand habe, ein Mädchen zu sein. Dieser Fall unterscheidet sich kaum von demjenigen von Alex in Australien. Der einzige Unterschied ist, dass Alex von einem weiblichen Wesen dazu hinüberwechselte, als männliches Wesen zu leben (Beh/Diamond 2005).

Transsexuelle erleben den Beginn der Pubertät und die damit verbundenen Veränderungen als ein schwerwiegendes Trauma. Für gewöhnlich zeigt die Gesellschaft, die keine Ahnung davon hat, welche Kräfte hier am Werk sind, nicht viel Einfühlungsvermögen für Transsexuelle. Solche Menschen leiden nicht an einer geistigen Krankheit sondern daran, dass sich ihre Gehirne in Richtung des einen und ihre Körper in Richtung des anderen Geschlechts hin entwickeln. Es gibt heutzutage Zehntausende von Menschen überall auf der Welt, die einen Wandel wie den von Kim oder Alex vollzogen haben, obwohl die meisten dies erst zu einem späteren Zeitpunkt in ihrem Leben, nach Jahren voller Verzweiflung und Frustration, getan haben. Und es gibt sogar noch ein größeres Kontingent an Menschen, welche, auch wenn sie die Wandlung von einem Geschlecht zum anderen nicht vollständig vollzogen haben, die Wahl getroffen haben oder sich dazu gezwungen sehen, die typischen männlichen und weiblichen Stereotypen so weit zu vermischen, zu teilen, zu verschmelzen oder zu verbiegen, dass man sie als geschlechtsrollenübergreifend betrachten kann. Obwohl die Ursachen für Transsexualität oder selbst für cross-dressing nicht eindeutig bestimmt sind, gibt es doch einige Befunde. Eines scheint dabei sicher: Der entsprechende Zustand ist nicht auf fehlerhafte Erziehung oder Erfahrungen im Kindesalter zurückzuführen. Wie gut es geschlechtsrollenübergreifenden Menschen beim Umgang mit ihrem medizinischen Zustand und bei einer Veränderung hin zu einem anderen medizinischen Zustand ergeht, hängt jedoch von der Unterstützung durch die Familie und anderer sozialer Institutionen wie Schule, Religion und Arbeitsumfeld sowie professioneller psychiatrischer Unterstützung ab. Auch wenn eine psychotherapeutische Behandlung für viele einen hilfreichen Bestandteil beim Umgang mit dem unvermeidbaren Leiden darstellt, »kann ernsthafte Geschlechtsrollendysphorie nicht durch irgendeine konventionelle psychiatrische Behandlung gelindert werden« (Green 1999). Das Ziel einer psychiatrischen Behandlung ist es demnach nicht, den medizinischen Zustand zu beseitigen, sondern seine beschwerlichsten Seiten zu mildern.

Transsexuelle Menschen berichten, abgesehen vom unausweichlichen Stress, der durch ihre Bemühungen hervorgerufen wird, das cross gender-Verhalten zu unterdrücken, von keinem bestimmten Trauma, auf das ihr medizinischer Zustand zurückgeführt werden könnte (Kotula 2002). Autobiographische Berichte von Erwachsenen enthalten Hinweise auf ein frühes Bewusstsein von Unbehagen, dass oftmals während der Kindheit nicht artikuliert wird. Junge Menschen, die in Bezug auf ihre Geschlechterrolle stark verstört sind, erliegen häufig dem beträchtlichen Druck, die Geschlechtsrollenerwartung ihrer Familie, Freunde und der Gesellschaft zu erfüllen. In Kulturen, die größere Zugeständnisse machen und in denen die Geschlechterrollen weniger bipolar ausgeprägt sind, scheint die Dissonanz, die diejenigen mit einer Form der Transsexualität spüren, deutlich abgeschwächt. In der westlichen Welt beschreiben jedoch die meisten transsexuellen Menschen ihre Bemühungen, die jeweiligen Stereotypen zu erfüllen, als ermüdend (Diamond 1996). Das mag zu einem äußeren Anschein von Konformität führen, während sich die Individuen zugleich der Dissonanz nur noch deutlicher bewusst sind. Trotz jener Erwartungen stereotypen Verhaltens und sogar Bestrafungen für Verhalten, das nicht geschlechtsrollenkonform ist, vollziehen viele dieser Menschen später einmal einen Wandel (Prosser 1998).

Medizinische Ursachen für Transsexualität

Im Zusammenhang mit Befunden, die mit Anomalien der Genitalien (vgl. oben) zu tun haben, scheint sich die Geschlechterrollenidentität unabhängig vom äußeren Aussehen der Genitalien zu entwickeln, selbst wenn das Aussehen und die zugewiesene Identität durch medizinische und soziale Eingriffe verstärkt werden. Es wurde daher postuliert, dass die »Verdrahtung des Gehirns« oftmals einen stärkeren Faktor bei der Bestimmung der Geschlechtsrollenidentität darstellt (Diamond 1999, 2006; Reiner 2001; Reiner/ Gearhart 2004).

Auch andere Studien stützen die Hypothese, dass es psychoneuroendokrinologische Verbindungen zur Entwicklung von Transsexualität gibt, das heißt dass das pränatale endokrine Umfeld auf die Nervenstruktur in denjenigen dimorphischen Teilen des Gehirns, die potentiell das Geschlecht bestimmen. Einfluss nimmt; diese beeinflussen wiederum die psychologische Identifikation als männlich oder weiblich (Diamond 2002; Gooren 1990; Kruijver u.a. 2000; Zhou u.a, 1995).

Es konnte gezeigt werden, dass die Festlegung des Geschlechts bei Säugetieren im Mutterleib initiiert und nach der Geburt fortgesetzt wird (Chung u.a. 2002; Phoenix u.a. 1959). Es wurde ebenfalls postuliert, dass Hormone während verschiedener kritischer Abschnitte der Festlegung des Geschlechts, während derer möglicherweise die Geschlechterrollenidentität entsteht, auf das Gehirn einwirken. Obwohl zum jetzigen Zeitpunkt der genaue Ablauf noch nicht vollständig geklärt ist, kann man doch die Hypothese aufstellen, dass ein atypisches Hormonumfeld zu einer kritischen Zeit im Aufbau des fötalen Gehirns mit einer späteren inkonsistenten Geschlechterrolle in Verbindung steht (Diamond 2006; Gires 2006).

Mehrere Studien haben verschiedene geschlechtsdimorphische Zellkerne im Hypothalamus und in anderen Bereichen des Gehirns gefunden (LeVay 1993; Swaab u.a. 2001). Von besonderem Interesse in Bezug auf Transsexualismus ist der geschlechtsdimorphische Bereich, den man den zentralen unteren Bereich des eingebetteten Kerns der Stria Terminalis nennt. Die Studie von Kruijver u.a. (2000) hat herausgefunden, dass die Größe dieses Kerns und die Anzahl seiner Neuronen im Falle von transsexuelle Frauen genau denen von Frauen in der Kontrollgruppe und damit von Frauen generell in der Bevölkerung entsprachen. Bei einer Betrachtung aller Subjekte erwiesen sich die neuronalen Unterschiede als äußerst signifikant. Es konnte nur ein Gehirn von einem transsexuellen Mann untersucht werden, aber das Volumen und die Struktur jenes Kerns entsprachen genau denen von Männern in der Kontrollgruppe und damit von Männern generell in der Bevölkerung.

Im Einklang mit der oben formulierten Hypothese, dass das hormonelle Milieu des Fötus bei der Geschlechtsdifferenzierung des Gehirns ausschlaggebend ist, wurde die Vermutung geäußert, dass eine ganze Reihe von Faktoren zu einem veränderten Umfeld während der entscheidenden Momente in der frühen Entwicklung des Gehirns beitragen können. Zu diesen Faktoren können genetische Einflüsse zählen (Benjamin 1966; Coolidge/Theda/Young 2002; Westberg u.a. 1999) und/oder Medikation sowie Umwelteinflüsse (siehe z.B. Diamond/Binstock/Kohl 1996), Stress oder ein Trauma der Mutter während der Schwangerschaft. Drei Gene, die zurzeit noch untersucht werden, könnten die Empfanglichkeit für Transsexualismus erhöhen (Diamond/Hawk 2004; Westberg u.a. 1999).

Schlussfolgerungen

Geschlechtsrollenidentität sollte vielleicht eher als eine Frage der Biologie denn als Frage der freien Entscheidung betrachtet werden. Wissenschaftliche Belege stützen das Paradigma, dem zufolge Transsexualismus eng verbunden ist mit der Neuroentwicklung des Gehirns. Es ist klar, dass man diesen Zustand nicht einfach durch konsistente psychologische Sozialisation als männlich oder weiblich von frühester Kindheit an überwinden kann und dass er auch nicht ausschließlich auf psychologische oder psychiatrische Behandlung anspricht.

Über die bereits beschriebene Diskussion hinaus ist es auch unbedingt notwendig, die Aufmerksamkeit auf Menschenrechte, Gerechtigkeit und Gleichheit gegenüber den Bedürfnissen von transsexuellen Menschen zu lenken. Medizinisch-wissenschaftliche Ergebnisse werden immer wieder ergänzt und spezifiziert, aber das Recht des Individuums auf angemessenen Umgang und Respekt bleibt davon unberührt. Gesellschaften überall auf der Welt haben eine größere Bandbreite an männlichen und weiblichen Rollen und Verhaltensweisen akzeptiert und profitieren meist von dieser Toleranz.

3. Zensur von Pornographie

Dass in verschiedenen Gesellschaften verschiedene Tabus gelten, die die Verfügbarkeit und den Konsum von sexuell explizitem Material (SEM) entweder in schriftlicher oder visueller Form betreffen, ist nicht neu. Pornographie umfasst jedwedes SEM, in jedweder Form und in jedwedem Medium, dessen grundlegende Absicht es ist, erotisch zu unterhalten oder zu erregen. Diese Einschränkungen können auf religiösen Vorstellungen, politischen Ängste oder gerichtlichen Verfügungen basieren. Diejenigen, die sich gegen die Verfügbarkeit von und den leichtem Zugang zu Pornographie wenden, argumentieren in der Regel, dass derartiges Material zu Vergewaltigung, sexuellen Angriffen oder anderen sexuell motivierten Verbrechen führe. Andere argumentieren, dass derartige Quellen, selbst wenn sie nicht direkt zu körperlichen Verbrechen führen, so doch auf vielfache Weise zur Erniedrigung von Frauen beitragen: Sie behaupten, dass Frauen, die sexuelle Dienste verrichten, Schaden davontragen, denn sie werden unabhängig von ihrer Einwilligung wirtschaftlich ausgebeutet oder mit Gewalt gezwungen. Sie behaupten, dass die Frauen Schaden davon tragen, weil Männer, durch Pornographie angeregt, sie ermutigen, unangenehme Dinge zu tun (Brownmiller 1975; Dworkin 1985; MacKinnon 1984). Schließlich schaffe Pornographie, so wird behauptet, ein ›ungesundes‹ moralisches Klima innerhalb einer Gesellschaft, das besonders Kinder dem Risiko aussetze, ausgenutzt zu werden.

Entsprechend fordern Gegner der Pornographie ihre Eliminierung und Zensur. Angesichts derart weitgehender Eingriffe wird man aber fragen müssen, welche Beweise für die negativen Auswirkungen von Pornographie existieren Wenn man bedenkt, dass Produktion, Distribution und Verkauf von SEM weltweit betrieben wird und Teil einer milliardenschweren Industrie ist, dann sollte man meinen, dass die negativen Auswirkungen, wenn es sie denn gibt, offensichtlich und klar erkennbar sind. Oder gibt es einen Beweis dafür, dass sie zuträglich ist? Sind die Bemühungen, die Verfügbarkeit derartigen Materials zu zensieren oder einzuschränken, die damit verbundenen sozialen, wirtschaftlichen sowie gerichtlichen Kosten wert?

Verfügbarkeit

Jedes Jahr werden in den USA zwischen 10.000 und 15.000 pornographische Filme gedreht (Cronin 2008). Die ›Free Speech Coalition‹, eine Lobbyistengruppe der Pornoindustrie in den USA, schätzt, dass der Verkauf von Videos und DVDs für Erwachsene jährlich mindestens 4 Milliarden Dollar einbringt. Kritiker behaupten, die Zahl liege eher bei 10 Milliarden Dollar. Die Einnahmen aus dem Geschäft mit Telefonsex werden auf mehr als 1 Milliarde Dollar geschätzt (Best 2006). Basierend auf statistischen Angaben des ITFacts WWW3 wurde berichtet, dass 10 Prozent der britischen Teenager Webseiten besuchen, die nur für Erwachsene sind; 28 Prozent der Internetbenutzer sich während der Arbeit pornographisches Material herunterladen; 20 Prozent der Einnahmen die Pornoindustrie mit dem Internet erzielt; im April 2004 73,3 Millionen Internetbenutzer Porno-Webseiten besuchten; wobei im April 2005 die Zahl bei 70,7 Millionen lag.

In einer Umfrage von Christianity Today aus dem Jahre 2000 gaben 33 Prozent der Kirchenmitglieder zu, eine sexuell explizite Website besucht zu haben. Von denen, die eine pornographische Website besucht hatten, hatten 53 Prozent derartige Websites »mehrere Male« während des vorangegangenen Jahres aufgerufen, und 18 Prozent besuchen sexuell explizite Websites zwischen mehrfach im Monat und mehr als einmal in der Woche. Und es sind nicht nur Männer, sondern auch Frauen, die sich mehr und mehr die Nutzung und Produktion von Pornographie erlauben (Barcan 2002). Der »Nielsen/Net Ratings«-Report für September 2003 berichtete, dass mehr als 32 Millionen Menschen im September 2003 eine pornographische Website besucht haben. Davon waren annähernd 22,8 Millionen männlich (71 Prozent). Man sollte ebenfalls bedenken, dass die Produktion von Pornographie nicht immer von großen Wirtschaftsunternehmen betrieben wird. Der sprunghafte Anstieg von Amateur- und Homevideos, die ins Internet gestellt werden, bezeugt sowohl die Domestizierung von Pornographie und das »Pornen« (Hillyer 2004: 51) des häuslichen Bereiches. Seit den frühen sechziger Jahren, als Beate Uhse das erste ihrer zahlreichen Geschäfte in Deutschland eröffnete, hat ihr bahnbrechendes Unternehmen inzwischen einen jährlichen Umsatz von 55 Millionen Dollar erreicht.

Forschung zur Wirkung von Pornographie

Es gibt mehrere Arten von Forschung zum Thema Pornographie. Am häufigsten sind vermutlich Studien, die freiwillige Teilnehmer unter experimentellen Urnständen unterschiedlicher Mediennutzung aussetzen und anschließend mögliche Einstellungsänderungen oder Vorhersagen hypothetischen Verhaltens überprüfen. Eine andere Art der Forschung interviewt sexuelle Straftäter und fragt sie nach ihren Erfahrungen mit SEM. Und eine dritte Art befragt Opfer sexueller Straftaten und versucht einzuschätzen, ob Pornographie bei der Straftat eine Rolle spielte (Tovar/Elias/Chang 1999). Erstaunlich wenige Studien haben jedoch die Verfügbarkeit von Pornographie in irgendeiner Gesellschaft mit antisozialem Verhalten oder speziell Sexualverbrechen in Verbindung gebracht.

Bausermann (1996) zufolge stellen sich hier zwei Fragen: »ob der Konsum von Pornographie bei der Entwicklung von kriminellem Verhalten und ob die Nutzung von Pornographie beim Begehen von tatsächlichen Vergehen eine Rolle spielt?«. Die Forschungsliteratur liefert viel eindeutigere Daten im Hinblick auf das Begehen von Straftaten als zur Entwicklung von Verhaltensmustern.

Mit Rückgriff auf Malamuth und die Arbeit seiner Kollegen behaupten Donnerstein und Kollegen (Donnerstein u.a. 1987), dass Menschen, die keine Vergewaltiger sind, nach Ansicht von »Bildern von Vergewaltigung in den Medien« erhöhte sexuelle Erregung zeigen werden, besonders wenn das weibliche Opfer Anzeichen von Lust und Erregung zeigt. Der Konsum führt eventuell auch zu einer De-Sensibilisierung für Vergewaltigung, zur Akzeptanz von Vergewaltigungsmythen, zu einer von den Probanten selbst eingestandenen größeren Wahrscheinlichkeit, selbst eine Vergewaltigung zu begehen, und zu selbst entwickelten Vergewaltigungsphantasien. Dies sind die Ergebnisse von Studien zu Einstellungen, nicht zu tatsächlichem Verhalten.

Was für Befunde gibt es auf diesem Gebiet? Als Kupperstein und Wilson die allgemeinen Kriminalstatistiken untersuchten, die vom US Bureau of Investigation von 1960 bis 1969 erstellt wurden, fanden sie heraus, dass sexuelle Straftaten mit der Ausnahme von Vergewaltigung unter Gewaltandrohung, Prostitution und unzüchtigem Verhalten generell zurückgegangen waren (Kupperstein/Wilson 1970). Die genannten Straftaten machten jedoch weniger als 2 Prozent der Verhaftungen in der Zeit von 1960 bis 1969 aus. Im Vergleich mit Vergewaltigung unter Gewaltandrohung stiegen Verhaftungen für Mord, Raubüberfall, schweren Diebstahl und Autodiebstahl während des gleichen Zeitraums um 4 Prozent. Eine dänische Studie enthüllt, dass die Anzahl von Verhaftungen für sexuelle Straftaten trotz eines deutlichen Anstiegs der Verbreitung von pornographischem Material zwischen 1958 und 1969 drastisch zurückging (Ben-Veniste 1971). Spätere Studien von Kutchinsky 1973 kommen zu ähnlichen Ergebnissen.

Obwohl die Anzahl der gemeldeten Vergewaltigungen anstieg, unterschieden sich diese im Zeitraum von 1964 bis 1984 nicht von den nicht-sexuellen Gewaltverbrechen wie schwerer Körperverletzung. Die Anzahl von Vergewaltigungen und von schwerer Körperverletzung in den USA stieg in vergleichbarem Maße an; in Dänemark, Schweden und Westdeutschland stieg die Anzahl von Körperverletzungen schneller an als diejenige von Vergewaltigungen. Kutchinsky geht davon aus, dass »die zwei Entwicklungen [von Vergewaltigung und schwerer Körperverletzung] miteinander in Beziehung stehen und auf die gleiche Art und Weise erklärt werden sollten.« Dies entspricht der Ansicht, dass Vergewaltigung ein Akt der Aggression und kein sexueller Akt ist (Russell 1980) und »widerlegt die Annahme, dass sexuell explizites Material irgendwie mit Vergewaltigung in Verbindung steht« (Scott/ Cuvelier 1993).

Eine weitere US amerikanische Studie, die Daten zu Verhaftungen in Maine, North Carolina, Pennsylvania und Washington während eines Zeitraumes untersuchte, in welchem keine Pornographie-Gesetze in Kraft waren, entdeckte eine starke Zunahme von expliziten pornographischen Medien, einen Rückgang von Verhaftungen im Hinblick auf Mord und Raubüberfalle sowie eine Zunahme von Vergewaltigungen und schweren Körperverletzungen (Winick/Evans 1996). Trotz jenes Anstiegs lagen die Verhaftungszahlen während des Untersuchungszeitraumes von vierzehn Jahren dennoch deutlich unter dem landesweiten Durchschnitt. Im Vergleich zurzeit gültiger Gesetze kam es zu keinen signifikanten Veränderungen in den beobachteten Verbrechensquoten in Bezug auf Verhaftungen für Vergewaltigung, Prostitution und sexuellen Straftaten. Winick und Evans bieten mehrere Interpretationen: Sie postulieren, dass die Möglichkeit besteht, dass es zwischen der Nutzung von Pornographie und dem Begehen sexueller Straftaten keine Beziehung gibt, oder dass die Verfügbarkeit von Pornographie eventuell die Prozentzahlen für die sexuellen Straftaten für eine Gruppe in die Höhe treibt, sie für andere senkt oder auf die Mehrzahl der Individuen keine Wirkung hat.

Als sie in Frage stellten, dass erhöhte Verfügbarkeit und Zirkulation von Pornographie tatsächlich zu einer Steigerung der Vergewaltigungsquote führt, fanden Kimmel und Linders (1996) gerade das Gegenteil heraus: Vergewaltigungsquoten stiegen zusammen mit schwerer Körperverletzung, während der Konsum von Pornographie sank. Somit ist offensichtlich, dass »ein beständiger Rückgang im Konsum von gedruckter Pornographie und ein beständiger Anstieg der Vergewaltigungsquote« vorlag. Es wurde auch herausgefunden, dass unter den Städten, die untersucht wurden (Cincinnati, Cleveland, Indianapolis, Dallas, Jacksonville, Louisville), »die Anzahl der Vergewaltigungen, die in den untersuchten Städten gemeldet wurden, in Cincinnati, Indianapolis und Louisville zwischen 1979 und 1989 sank, in Cleveland und Jacksonville relativ gleich blieb und in Dallas [leicht] stieg.« Zusätzlich entdeckte man landesweit eine negative Korrelation zwischen Zirkulationsraten und Vergewaltigungsquoten zwischen 1979 und 1989. Vergleichbare Korrelationen wurden auf Bundesebene entdeckt. Die Autoren folgern daraus, dass »genauso wie die Legalisierung von Pornographie nicht zu einer Steigerung der Vergewaltigungsquote geführt hat und dies auch nicht tun wird, das Verbot der Pornographie (wie es in Cincinnati und Jacksonville erfolgte) nicht zu einem Absinken der Vergewaltigungsfälle führen wird.«

Zusätzlich zur Widerlegung des sogenannten Anstiegs sexuell gewalttätiger Darstellungen stellen Scott und Cuvelier (1993) fest, dass »diese Daten [auch] die angebliche Verbindung zwischen gestiegener sexueller Gewalt in Erwachsenenmagazinen und Vergewaltigungsquote in Frage stellen«, indem sie relevante Literatur zitieren. Sie argumentieren, dass man anlässlich des Anstiegs der Ausleihen nicht jugendfreier Videos erwarten würde, dass die Vergewaltigungsquote gestiegen ist, wenn die Vermutung zutrifft, dass Pornographie Individuen zu Vergewaltigungen veranlasst, aber dies sei nicht eingetreten.

Es wurden zusätzliche Untersuchungen durchgeführt, um die Wirkung von gewalttätiger und gewaltfreier Pornographie zu beurteilen. Der Konsum von gewaltfreier Pornographie kann den Effekt haben, dass Individuen, die für Aggressionen prädisponiert sind und später gewaltfreier Pornographie ausgesetzt werden, die gegenteilige Wirkung zeigen, sodass darauf folgendes aggressives Verhalten reduziert wird. Nach Donnerstein und Linz (1986) existiert kein Beweis »für irgendwelche ›schädigenden‹ Wirkungen von sexuell expliziten Materialien. Weitere Forschungsarbeiten könnten die Vermutung über potentiell schädigende Wirkungen von aggressiven Materialien aber erhärten. Aggressive Bilder sind das Problem, nicht sexuelle Bilder«.

Man kann vergleichen, wie Pornographie auf totalitäre Gesellschaften gewirkt hat, wenn solches Material aus der Illegalität und relativen Rarität in die Legalität übergegangen ist. Oder umgekehrt: Man kann erforschen, was passiert, wenn eine Gemeinschaft von dem Besitz relativ großer Mengen sexuell expliziten Materials zu relativ kleinen Mengen übergeht. Die vielleicht bekannteste dieser Studien ist diejenige von Berl Kutchinsky aus Dänemark, der verschiedene Länder untersucht hat (Kutchinsky 1973, 1985, 1991). Für Dänemark, Schweden und Westdeutschland analysierte Kutchinsky eingehend die Krirninalstatistiken und die Verfügbarkeit von Pornographie zwischen 1964 und 1984. Kutchinsky zeigte, dass zurzeit, als Pornographie verstärkt verfügbar wurde, die Vergewaltigungsquote in diesen Ländern entweder sank oder auf relativ gleichem Niveau blieb. Diese Länder legalisierten oder entkriminalisierten Pornographie in den Jahren 1969, 1970 bzw. 1973. In allen drei Ländern sanken auch die Quoten nicht-sexueller gewalttätiger Verbrechen und gewaltfreier Sexualverbrechen (z.B. Voyeurismus, Exhibitionismus) erheblich. Nur in den USA schienen Vergewaltigungen zuzunehmen, als Pornographie in den 1970ern und 1980ern verstärkt erhältlich war. Aber Kutchinsky (1985, 1991) wies auch darauf hin, dass der offenbare Anstieg der Sexualverbrechensquote mit der neuen Art der statistischen Erfassung von Vergewaltigungen zu dieser Zeit erklärt werden könnte.

In Großbritannien überprüfte der privat eingerichtete Longford-Ausschuss (Amis u.a. 1972) die Situation der Pornographie und zog das Fazit, dass solches Material der öffentlichen Moral abträglich sei. Er tat die wissenschaftliche Beweislage ab zugunsten des Schutzes des »öffentlichen Wohls« gegen Kräfte, welche »Menschen verunglimpfen und abwerten« könnten. Der offiziell eingerichtete Britische (Williams-) Ausschuss für Obszönität und Filmzensur analysierte jedoch 1979 die Situation und berichtete (Home Office 1979): »Allem zufolge, was wir über soziale Einstellungen wissen und im Zuge unserer Nachforschungen gelernt haben, kann unsere Überzeugung nur sein, dass die Rolle der Pornographie bei der Beeinflussung des Zustands der Gesellschaft unbedeutend ist. Irgendetwas anderes zu denken hieße, das Problem der Pornographie proportional falsch darzustellen« (ebd.: 95).

Eine kanadische Studie kam zu ähnlichen Schlüssen. In dem von McKay und Dolff für das kanadische Justizrninisterium erstellten Überblick heißt es:

»Es gibt keine systematischen Anhaltspunkte, die einen Kausalzusammenhang zwischen Pornographie und der Moral der kanadischen Gesellschaft nahelegen [... ][und keinen,] der nahelegt, dass ein Anstieg spezifischer Formen abweichenden Verhaltens, wie er sich in den Trends der Verbrechensstatistiken (z.B. Vergewaltigung) widerspiegelt, ursächlich auf Pornographie zurückzuführen ist« (McKay /Dolff 1985).

Der kanadische Fraser-Ausschuss zog 1985 nach einer Prüfung des Themas das Fazit, dass aufgrund der unergiebigen Beweislage kein schlüssiges Beweismaterial dafür gefunden werden konnte, Pornographie zu verdammen (Kanada 1985).

Auch in Japan sind sexuell explizite Materialien, die alle Arten erotischer Interessen und Fetische bedienen, derzeit leicht erhältlich. Doch Polizeistatistiken zufolge ist die Vergewaltigungsquote in den letzten Jahrzehnten beständig gefallen (Diamond/Uchiyama 1999). Auch die Art der Vergewaltigung änderte sich merklich. In einem frühen Stadium unserer Beobachtung waren viele der Vergewaltigungen Gruppenvergewaltigungen (mehr als ein Angreifer), was den Umstand erklärt, dass die Anzahl der Straffälligen diejenige der gemeldeten Vergewaltigungen überstieg. Das ist nun zunehmend selten geworden. Auch die Anzahl der Vergewaltigungen, die von Jugendlichen begangen wurden, ist merklich gesunken. Jugendliche begingen 1972 33 Prozent der Vergewaltigungen, aber 1995 waren es nur 18 Prozent. Im selben Zeitraum, unter Berücksichtigung des Bevölkerungswachstums, nahmen die sexuellen Übergriffe in Japan in proportionaler Hinsicht nicht zu, wobei die Quote der Verurteilungen für Vergewaltigungen während dieser Periode, folgt man den Statistiken der nationalen japanischen Polizeiakademie, merklich anstieg: von 85 Prozent im Jahre 1972 auf mehr als 95 Prozent in den 1990ern.

Die Zahlen aus den USA sind gleichermaßen eindeutig. Unabhängig von der Dokumentationsmethode kann festgestellt werden, dass die Menge an Pornographie, die derzeit in den Vereinigten Staaten verfügbarst, beträchtlich größer ist als zwanzig oder sogar zehn Jahre zuvor (Laumann u.a. 1994). Berücksichtigt man das Volumen und die Anzahl der pornographischen Internet-Webseiten, ist sexuell explizites Material überall leicht verfügbar, um fast jede Neigung zu befriedigen, eine Minderheit von illegaler Kinderpornographie eingeschlossen. Aus den Statistiken der Justizabteilung des FBI können wir ersehen, dass die Vergewaltigungsquote trotz dieser Verfugbarkeit von SEM über die letzten zwanzig Jahre hinweg von 1975 bis 1995 merklich gesunken ist. Dies wurde insbesondere in den Alterskategorien 20-24 und 25-34 beobachtet. In den anderen Kategorien änderte sich die Vergewaltigungsquote nicht wesentlich. Während der Jahre 1980 bis 1989 ist der Kontrast zwischen den Vergewaltigungsquoten, die sanken oder gleich blieben, und den Quoten nicht-sexueller Gewaltverbrechen, die kontinuierlich anstiegen, groß (Flanagan/ Maguire 1990: 365ff.).

Der Rechtswissenschaftler Anthony D'Amato kam in seiner Studie Porn up, Rape down im Wesentlichen zum Schluss, dass die Trends, die Jahre zuvor begonnen hatten, sich besonders in den USA fortgesetzt hatten. Die Vergewaltigungsrate sei in den Vereinigten Staaten in den letzten 25 Jahren um 85 Prozent gesunken, während Teenagern und Erwachsenen der Zugang zu Pornographie vollkommen gewährt wurde. Die Nixon- und Reagan-Ausschüsse versuchten zu zeigen, dass der Zugang zu pornographischen Materialien soziale Gewalt produziere. Das Gegenteil könnte zutreffen: dass Pornographie soziale Gewalt reduziert hat. (D'Amato 2006)

Allgemeine Diskussion

Mit diesen Daten aus einer breiten Vielfalt von Ländern und Kulturen können wir die These, dass eine Fülle sexuell expliziter Materialien unweigerlich zu einem Anstieg illegaler sexueller Aktivitäten und schließlich Vergewaltigungen führe, besser bewerten. Genauso können wir nun besser das Fazit des Meese-Ausschusses überdenken, dem zufolge »ein Kausalzusammenhang zwischen unsozialen Akten sexueller Gewalt und [...] ungesetzlichen Akten sexueller Gewalt« bestehe (Meese 1986: 326). Tatsächlich legen die Daten, über die wir Bericht erstatten und auf die wir zurückblicken, nahe, dass diese These ein Mythos ist und, falls überhaupt, ein umgekehrter Kausalzusammenhang zwischen der Zunahme von Pornographie und Sexualverbrechen besteht.

Wir leben in einer, wie es Walter Kendrick (1996) genannt hat, »postpornographischen Epoche«, in der ein zunehmender Anteil des verfügbaren Einkommens (und der Freizeit) der Bevölkerung auf den Erwerb von hochgradig verschiedenen visuellen Sexualdarstellungen, mediatisierten Sexualerfahrungen und Sexspielzeug verwandt wird.

Schlussfolgerungen

Die Kriminalisierung oder Legalisierung von Pornographie sollte davon abhängen, ob bewiesen werden kann, dass sie ernsthaft schädlich oder unschädlich ist; nicht davon, ob sie für zuträglich befunden wird. Wenn nicht bewiesen werden kann, dass Pornographie ernsthaft schädlich ist, dann gibt es keinen Grund, sie zu kriminalisieren. Es gibt keinen Beweis, dass sexuell explizite Materialien zu irgendeinem Anstieg bei Sexualverbrechen oder sozialen Störungen führen, und es gibt einige Anzeichen, dass die Verfügbarkeit von Pornographie nützliche Auswirkungen hat; offensichtlich unterhält sie einen großen Teil der Gesellschaft. Während Kritiker die Herabwürdigung von Frauen beklagen, die man in sexuell expliziten Materialien betrachten kann, sehen andere dies als einen Weg, sie mit Macht auszustatten. Ohne Nachweis von sozialen Schäden durch Pornographie, besonders jener aggressions- und gewaltfreier Varianten, gibt es keinen Grund, warum sie nicht legal erhältlich sein sollte.

4. Abstinenzorientierte Sexualkunde

Für eine elementare Erziehung zu sorgen, ist die Pflicht einer jeder Gesellschaft, doch die Ansicht, was eine solche Erziehung ausmacht, variiert von Kultur zu Kultur und innerhalb einer Gesellschaft. Zu den meist umstrittenen Bereichen der Pädagogik gehört die Sexualerziehung. Diese Debatte betrifft nicht nur die Frage, was unterrichtet werden soll, sondern auch, wer (verheiratet, nicht verheiratet, männlich, weiblich, alter, junger) den Unterricht übernehmen sollte, in welchem Alter eine solche Erziehung angemessen ist und sogar, ob das Thema in gemischten oder nach Geschlecht getrennten Klassen unterrichtet werden sollte. Die gegenwärtige amerikanische Bundesregierung hat ihre diesbezüglichen Entscheidungen auf der Basis politischer Interessen anstelle wissenschaftlicher Belege gefällt. Sic ist damit den Vorschlägen eines konservativen Blocks der Republican Party gefolgt.

Die derzeitige US-Regierung unterstützt mit über 170 Millionen Dollar pro Jahr die Bundesstaaten und kommunalen Einrichtungen, weiche für eine Sexualkunde sorgen, die ausschließlich auf Enthaltsamkeit setzt (Waxman 2004). Eine solche Erziehung hebt nicht nur Enthaltsamkeit bis zur Heirat hervor, sondern ebenso, dass jegliche sexuelle Aktivität außerhalb einer monogamen heterosexuellen Ehe falsch sei und letztere zudem die einzige Methode zur Verhütung ungewollter Schwangerschaften und von sexuell übertragbaren Krankheiten set Von jeder anderen Methode als Abstinenz wird behauptet, sie versage (Waxman 2004). Daraus hat sich inzwischen eine politische Debatte zur Definition amerikanischer Werte entwickelt.

Während diese Debatte auf nationaler Ebene geführt wird, zahlt Amerikas Jugend den Preis (Beh/M. Diamond 2006): Jeden Tag ziehen sich 10.000 amerikanische Jugendliche eine sexuell übertragbare Krankheit zu, ungefähr 2.100 werden schwanger und 55 stecken sich mit HIV an (Dhingra 2006). Es gibt keinen Beweis dafür, dass die Vermittlung umfassender Sexualerziehung für Minderjährige die Neigung zu vorzeitigem Sex verstärkt oder die Wirkung der Botschaft der Abstinenz reduziert. Studien des Amerikanischen Colleges für Geburtshilfe und Gynäkologie (ACOG) über die letzten zwei Jahrzehnte zeigten, dass vollständige und informative Sexualerziehung zwar die Quoten sexueller Aktivität unter Teenagern nicht erhöht, jedoch das Wissen über Sexualverhalten und seine Konsequenzen. Es steigert auch präventives Verhalten unter denjenigen, die sexuell aktiv sind.

Ein im Jahre 2004 vom Kongressabgeordnete Henry A. Waxman veröffentlichte Bericht beurteilte Inhalt von verbreiteten Lehrplänen, die nur Enthaltsamkeit empfehlen, wobei diese »falsche, irreführende oder die Wirklichkeit verzerrende Informationen über Fortpflanzung enthalten« (Waxman 2004). Die Programme beinhalten Übertreibungen bezüglich der Fehlerquote von Verhütungsmitteln, der physischen und mentalen Gesundheitsrisiken von Abtreibungen sowie der gesundheitlichen Anfälligkeit der schwulen Bevölkerung.

Es ist offensichtlich, dass die Bedürfnisse und Interessen der Jugendlichen, obwohl sie die hauptsächlich Betroffenen in der Debatte über Sexualerziehung sind, nicht den Ausgangspunkt der Politik bilden. Das U.S.-amerikanische Gesetz hat anerkannt, dass vernünftige Minderjährige gewisse fundamentale Rechte bezüglich ihrer eigenen Sexualität genießen, die den Interessen des Staates und der Eltern nicht untergeordnet werden müssen. Außerdem erlauben die Bundesgesetze vernünftigen Minderjährigen, u.a. in Bezug auf Verhütung, Geburtsvorbereitung, sexuell übertragbare Krankheiten und Adoption ihre eigene Wahl zu treffen. Die Autonomie und Privatsphäre, die Minderjährigen im Hinblick auf ihre eigene Sexualität gewährt wird, verleiht ihnen das entsprechende Recht auf wahrheitsgemäße, genaue und vollständige Informationen, die sie benötigen, um weise Entscheidungen zu treffen.

Eine umfassende Sexualerziehung, die Informationen über verlässliche Verhütung, Methoden zur Vermeidung sexuell übertragbarer Krankheiten und Wissen über sexuelle Minderheiten einschließt, befähigt Minderjährige, verantwortlich und in ihrem besten Eigeninteresse zu handeln. In den Worten des Jugendausschusses der Amerikanischen Akademie der Kinderärzte: »Zur Enthaltsamkeit ermutigen und auf einen besseren Gebrauch der Verhütung zu drängen sind kompatible Ziele« (Klein 2005). Eines der offensichtlichsten Probleme bei der Erziehung, die nur Enthaltsamkeit empfiehlt ist, dass sich diese Programme trotz der Großzügigkeit der Bundesregierung bislang noch nicht als effektiv erwiesen haben bei der Förderung von Abstinenz oder der Verhütung sexuell übertragbarer Krankheiten und ungewollter Schwangerschaften (Brückner/Bearman 2005; Goodson 2003). Doch ein grundlegenderes Problem enthüllt eine Gefahr, die viel größer ist als die Verschwendung von Zeit und Ressourcen: Selbst wenn sich Lehrpläne, die nur Enthaltsamkeit empfehlen, als extrem wirksam erweisen würden, wären sie noch immer inadäquat, weil sie die Mehrheit der Jugendlichen im Stich lassen, die nicht zu 100 Prozent enthaltsam bleiben (Mosher 2005). Während totale Enthaltsamkeit tatsächlich vollständig vor Schwangerschaft und sexuell übertragbare Krankheiten schützen mag, schlagen Lehrpläne, die nur Abstinenz empfehlen, dabei fehl, ihrer eigenen Versagersquote ausreichende Aufmerksamkeit zu widmen (Haignere 1999).

Das ›Versagen‹ der Teilnehmer, d.h. auch nur ein einmaliges Abweichen von der Enthaltsamkeit, kann zu Schwangerschaft oder Erkrankung führen. Indem sie keine diesbezügliche Prävention vermitteln, versagen die Lehrpläne gegenüber den Ansprüchen der meisten Jugendlichen, die vor der Heirat sexuell aktiv werden, obwohl sie an einem Lehrprogramm, das nur Abstinenz empfiehlt, teilgenommen haben (Bearman/Brückner 2005). Erziehung zu Enthaltsamkeit leidet auch unter nachteiligen definitorischen Defiziten. Sogar unter Erziehern, die ausschließlich Enthaltsamkeit lehren, ist die Definition von Enthaltsamkeit unklar: Beinhaltet sie, von oralem und analem Sex sowie von Masturbation abzusehen? Da Krankheit sich auch durch anderen physischen Kontakt als durch vaginalem Verkehr ausbreiten kann, setzen Programme, die nur Abstinenz empfehlen, Teenager unabsichtlich größeren Infektionsrisiken aus, indem sie die Unkenntnis über die Ansteckung mit sexuell übertragbaren Krankheiten durch andere sexuelle Aktivitäten als Geschlechtsverkehr fördern (Nicoletti 2005). Man kann auch ohne Geschlechtsverkehr, z.B. durch gegenseitige Masturbationspraktiken, die oft Geschlechtsverkehr ersetzen, schwanger werden. Insofern bleiben die Schüler angesichts der simplen Botschaft der Abstinenz oft unfähig, ein vernünftiges Urteil im Hinblick auf viele Formen sexueller Erkundung zu fällen, die nicht zum Geschlechtsverkehr zählen.

Das Versagen der Teilnehmer und definitorische Risiken sind nicht nur theoretischer Art. In einer neueren Studie werteten Hannah Brückner und Peter Bearman (Bearman/Brückner 2005) den Erwerb sexuell übertragbarer Krankheiten unter Jugendlichen aus, die als Teil eines Erziehungsprogramms zur Enthaltsamkeit bis zur Heirat eine so genannte ›Bekenntnis zur Jungfräulichkeit‹ (virginity pledges) eingingen. Als sie Langzeitdaten auswerteten, fanden sie heraus, dass diejenigen, die sich zur Enthaltsamkeit verpflichtet hatten, ihr erstes Mal hinauszögerten und weniger Partner sowie Sexualkontakte hatten, dass sich aber ihre Quote an sexuell übertragbaren Krankheiten mit der Zeit nicht von derjenigen der Personen unterschied, die sich nicht verpflichtet hatten. Sie schlussfolgerten, dass die Behauptung von Enthaltsamkeits-Verfechtern der Wirklichkeit des Lebens Jugendlicher und junger Erwachsener in mehrerer Hinsicht widersprechen. Obwohl diejenigen, die sich verpflichtet haben, erst später Sex haben als andere, ließen sich die meisten von ihnen schließlich auf vorehelichen Sex ein. Diejenigen, die dies tun, berichteten von einer geringeren Häufigkeit des Kondomgebrauchs beim ersten Geschlechtsverkehr. Diejenigen, die dies nicht tun, neigten eher dazu, vaginalen Sex durch oralen und/oder analen Sex zu ersetzen.

Brückner und Bearman fanden ebenfalls heraus, dass diejenigen, die sich ›verpflichtet‹ hatten, und »überdurchschnittlich häufig« oralen und analen Sex hatten, eher nicht Bescheid wussten über sexuell übertragbare Krankheiten und sich eher nicht testen ließen. Und sie berichteten, dass »diejenigen Frauen, die sich verpflichtet hatten, eher heiraten«, was allein für sich negative Konsequenzen wie z.B. höhere Scheidungsraten nach sich zieht.

Eine der spezifischen Strategien der Abstinenzerziehung besteht darin, Daten über die Versagerquoten von Kondomen zu übertreiben oder verfälscht darzustellen. Dies bringt das zusätzliche Risiko mit sich, dass der Eindruck vermittelt wird, Verhütungsmethoden seien nutz- und sinnlos (Haignere/Cold/McDaniel 1999; Waxman 2004). Eine Studie zu Programmen im Bundesstaat Ohio, der 8,1 Millionen Dollar für Abstinenzerziehungsprogramme erhält, stellte 2005 fest, dass diese Programme »confuse religion and science, perpetuate sexist stereotypes, do not provide guidance for gay adolescents and are not taught by trained health educators.«4

Befürworter der Abstinenz verteidigen den Lehrplan, indem sie zum Teil argumentieren, dass es andere Wege für Minderjährige gäbe, um umfassendere Informationen zu erhalten (Pardue 2004). Doch für einige Minderjährige gibt es keinen anderen Weg (Landry u.a. 1999). Einige Eltern versperren ihren Kindern gezielt den Zugang zu verlässlichen, sexbezogenen Informationen.

Doch selbst wenn wir sowohl einräumen, dass die Regierung keine Verpflichtung hat, Sexualerziehung zu finanzieren, als auch, dass alle Minderjährigen an anderer Stelle Informationen erhalten könnten, so beispielsweise in alternativen Schulprogrammen, bei der Familie, Freunden oder im Gesundheitswesen, sind die Fähigkeiten und Kenntnisse jedes Jugendlichen, der einer Sexualerziehung unterzogen wurde, die nur Abstinenz empfiehlt, nichtsdestotrotz bedeutend beeinträchtigt. Denn sie sind durch falschen Unterricht irregeleitet. Sogar wenn andere Informationsquellen zur Verfügung stehen, sind sich diese Schüler eher nicht darüber bewusst, dass sie umfassendere Sexualbelehrung aus einer verlässlicheren Quelle anstreben sollten und können. Schließlich wird ein Lehrer, der unter der Schirmherrschaft eines Programms arbeitet, das von der Bundesregierung finanziert wird, von einer jungen Person höchstwahrscheinlich als verlässlich und respektabel angesehen.

Unser gesellschaftliches Ideal ist eine demokratische Erziehung; eine Erziehung, die unsere Jugend darauf vorbereitet, für sich selbst zu entscheiden, und sie lehrt, dass ihre Freiheit, dies zu tun, abhängig ist von ihrem Respekt und ihrer Toleranz der Freiheit anderen gegenüber, sich anders zu entscheiden. Das Ziel von Sexualerziehung ist nicht nur, Jugendliche darauf vorzubereiten, eine zukünftige Rolle als ein sexuell verantwortlicher Erwachsener in einer demokratischen Gesellschaft zu übernehmen. Biologische und psychologische Realitäten schreiben vor, dass Sexualerziehung die Minderjährigen darauf vorbereiten muss, jetzt verantwortlich zu handeln, und so kann Sexualkunde nicht auf die Zeit bis zum Erwachsensein verschoben werden. Sexualerziehung befindet sich wegen ihrer Beziehung zu der gegenwärtigen Gesundheit eines Minderjährigen und seinen Rechten auf Fortpflanzung notwendigerweise auf einem anderen Stand als profanere Lehrentscheidungen, und aus diesem Grund hat das Recht des Schülers auf umfassende Sexualerziehung Vorrang: In Fragen der Sexualität sind Jugendliche in ihrer Gegenwart betroffen, das Recht eines Minderjährigen auf Information ist nicht geringer als das eines Erwachsenen.

Fazit

Es kann kein legitimes Interesse daran geben, Jugendliche affirmativ und in voller Absicht irrezuführen, zu täuschen oder ihnen Informationen zu ihrer Gesundheit vorzuenthalten, wenn dies bedeutet, sie auf diese Weise eventuell schwerwiegenderen Schäden auszusetzen. Außerdem zwingt man Lehrer, den pädagogischen Moralcode zu verletzen, wenn man von ihnen solch negatives Verhalten verlangt. Die politisch motivierten Lehrpläne hinter den Programmen, die nur Enthaltsamkeit empfehlen, sind dazu vorgesehen, Angst vor Sex einzuflößen, Gesundheitsinformationen zu verdrehen sowie jeglichen Sex außer heterosexuellem und ehelichem zu verunglimpfen. Über dies beabsichtigen sie, die jenigen Rechte zur Entscheidung über Fortpflanzung und Gesundheit, die die Gesellschaft verständigen Minderjährigen gewährt hat, zu revidieren. Ein informierter Minderjähriger kann fundierte Entscheidungen im Hinblick auf Fortpflanzung und allem, was damit zusammenhängt, treffen; ein unwissender Minderjähriger kann es selbst auf sich nehmen, gebildet zu werden. Aber ein Minderjähriger, der fälschlicherweise glaubt, ein verlässlicher Lehrer habe für einen fundierten Unterricht Sorge getragen, wird mit Sicherheit schlecht fundierte Entscheidungen treffen. Insofern sind diese Lehrpläne heimtückischerweise schädlicher als ein vollständiger Verzicht auf Sexualerziehung, indem sie die Minderjährigen nicht einmal in der Position belassen, in der sie von sich her wären. Jeder Mensch hat aber ein Anrecht auf zutreffende und verlässliche Informationen über seine Sexualität und ihren Einfluss auf sein gegenwärtiges und zukünftiges Leben. Das sollte ein umfassendes Programm zur Sexualerziehung berücksichtigen.

Abschließende Bemerkungen

Dieser Überblick hat vier von vielen mit Sexualität in Verbindung stehenden Bereichen vorgestellt, die beispielhaft verdeutlichen, wo in diesem Bereich Vorurteile, Ignoranz und Engstirnigkeit vorherrschen. Auf diese Weise können die zentralen Interessen einer Gesellschaft nicht geschützt und gefördert werden. Hoffentlich wird die Zukunft anerkennen, welchen Wert es hat, jede Frage zunächst aus einer Vielzahl von Perspektiven zu ergründen, zu denen eine empirisch validierte Forschung ebenso gehört wie die Ausrichtung an Moral und Freiheit anstelle von Restriktion und Vorurteil.

 

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END NOTES

1 Die Forschungsarbeit zu diesem Beitrag wurde von der Eugene Garfield Foundation in Philadelphia, Pennsylvania, unterstützt.

2 Vgl. den Beitrag von Ulrike Klöppel in diesem Band.

3 www.itfacts.biz/index.php?id=P7233 (30.5.2007).

4 VgJ. www.kaisernetwork.org/daily_reports/rep_index.cfm?hint=2&DR_ID=30587 (10.10. 2007).


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